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Arbeitsrecht

Akkordarbeit: Leistungsorientierte Vergütung

Akkordarbeit ist eine traditionelle Entlohnungsform, bei der sich das Gehalt nach der erbrachten Arbeitsleistung richtet. Erfahren Sie alles über rechtliche Grundlagen, Berechnungsmethoden und praktische Umsetzung.

Tanja Hartmann
Content Marketing Managerin
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Akkordarbeit ist eine traditionelle Entlohnungsform, die in bestimmten Branchen seit Jahrzehnten zur Produktivitätssteigerung eingesetzt wird. Bei dieser leistungsorientierten Vergütungsmethode richtet sich das Gehalt nicht nach der reinen Arbeitszeit, sondern nach der erbrachten Arbeitsleistung – gemessen in produzierten Stückzahlen oder benötigter Zeit. Die Vergütungsform ist in der industriellen Fertigung, im Handwerk und in der Logistik weit verbreitet. Sie stellt Unternehmen jedoch vor besondere rechtliche und organisatorische Herausforderungen.

Die Vergütung nach Leistung basiert auf präzisen Kalkulationen und gesetzlichen Vorgaben. Unternehmen müssen Akkordrichtsätze festlegen, Minutenfaktoren berechnen und gleichzeitig die Anforderungen des Arbeitszeitgesetzes erfüllen. Für Arbeitgeber bietet diese Vergütungsform Anreize zur Leistungssteigerung, birgt jedoch auch Risiken wie erhöhte Unfallgefahr und arbeitsrechtliche Konflikte.

Dieser Artikel erklärt die rechtlichen Grundlagen, verschiedene Berechnungsmethoden und praktischen Aspekte der leistungsorientierten Entlohnung. Sie erfahren, wie sich Zeitakkord von Geldakkord unterscheidet, welche Rolle der Stückakkord spielt und wie Unternehmen eine faire und rechtskonforme Umsetzung gewährleisten.

Akkordlohn: Definition und rechtliche Grundlagen

Der Akkordlohn ist eine Vergütungsform, bei der die Bezahlung direkt von der erbrachten Arbeitsleistung abhängt. Anders als beim Zeitlohn orientiert sich die Entlohnung am konkreten Arbeitsergebnis. Diese Koppelung von Vergütung und Leistung schafft finanzielle Anreize für höhere Produktivität.

Das deutsche Arbeitsrecht definiert diese Form als eine Tätigkeit, bei der das Arbeitsentgelt nach der Menge der geleisteten Arbeit bemessen wird. Die gesetzliche Grundlage findet sich im Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Es sieht spezielle Regelungen für diese Vergütungsform vor. Beschäftigte dürfen unter bestimmten Voraussetzungen länger als die regulären acht Stunden täglich arbeiten.

⚠️ Wichtig ⚠️

Die Grenze liegt bei zehn Stunden pro Werktag, sofern innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden nicht überschritten werden. Diese Sonderregelung gemäß § 7 ArbZG erfordert eine sorgfältige Dokumentation der Arbeitszeiten.

Die Einführung dieser Entlohnungsform erfordert eine betriebliche Regelung. In Betrieben mit Betriebsrat besitzt dieser ein Mitbestimmungsrecht bei der Festlegung von Akkordsätzen und Leistungsvorgaben. Der Betriebsrat kann verlangen, dass die Vergütung angemessen bleibt und die Gesundheit der Beschäftigten nicht gefährdet wird.

Ein zentrales Element ist der Grundakkordlohn. Er dient als Mindestvergütung und muss auch dann gezahlt werden, wenn Beschäftigte die vorgegebene Normleistung nicht erreichen, etwa aufgrund von Maschinenausfällen oder Materialengpässen, die nicht in ihrer Verantwortung liegen. Der Grundakkordlohn liegt üblicherweise über dem Zeitlohn für vergleichbare Tätigkeiten.

Tarifverträge enthalten häufig spezifische Regelungen zur Vergütungsform. Sie definieren Mindestakkordlöhne für verschiedene Tätigkeiten, Zuschläge für besondere Belastungen sowie Berechnungsmethoden und Vorgabezeiten. Unternehmen, die tarifgebunden sind oder sich tariflich orientieren, müssen diese Vorgaben zwingend beachten.

Akkordlohn Berechnung: Methoden und Formeln

Die korrekte Berechnung erfordert präzise Kalkulationen und eine fundierte Arbeitszeiterfassung. Unternehmen müssen zunächst die Normalleistung definieren. Sie beschreibt jene Arbeitsmenge, die ein durchschnittlich geübter Beschäftigter unter normalen Bedingungen in einer bestimmten Zeit erbringen kann.

Die Grundformel für die Berechnung lautet:

Akkordlohn = Grundakkordlohn + (Akkordrichtsatz × erbrachte Leistung)

Der Grundakkordlohn bildet die garantierte Mindestvergütung. Der Akkordrichtsatz definiert den Betrag pro Leistungseinheit. Die erbrachte Leistung wird entweder in produzierten Stückzahlen oder in Zeit gemessen.

Berechnungsfaktor Beschreibung Beispielwert
Grundakkordlohn Garantierte Mindestvergütung pro Stunde 12,00 €
Akkordrichtsatz Vergütung pro Leistungseinheit 1,00 €/Stück
Vorgabezeit Zeit für eine Arbeitseinheit (Normalleistung) 5 Minuten
Minutenfaktor Geldbetrag pro Arbeitsminute 0,20 €

Bei der Ermittlung der Vorgabezeit spielt die REFA-Methodik eine zentrale Rolle. REFA steht für „Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung". Der Verband hat standardisierte Verfahren zur Arbeitszeitermittlung entwickelt. Diese Methoden erfassen nicht nur die reine Ausführungszeit, sondern auch Erholzeiten, Verteilzeiten für organisatorische Aufgaben und persönliche Bedürfnisse.

💡 Praxis-Tipp 💡

Moderne Zeiterfassungssysteme wie ZEP ermöglichen eine präzise Dokumentation der Arbeitsleistung. Die Software erfasst Beginn und Ende jeder Tätigkeit, ordnet die Zeiten den entsprechenden Projekten oder Produkten zu und berechnet automatisch die Vergütung. Dies reduziert Fehlerquellen und schafft Transparenz für beide Seiten.

Ein praktisches Beispiel: Ein Beschäftigter in der Textilproduktion hat eine Vorgabezeit von 5 Minuten pro Hemd. Sein Grundakkordlohn beträgt 12 Euro pro Stunde, der Akkordrichtsatz liegt bei 1 Euro pro Hemd. Produziert er in acht Stunden 120 Hemden (statt der vorgegebenen 96), erhält er neben dem Grundlohn einen Leistungszuschlag für die 24 zusätzlichen Einheiten – insgesamt 120 Euro statt 96 Euro.

Akkordrichtsatz: Festlegung und Kalkulation

Der Akkordrichtsatz ist der zentrale Berechnungsfaktor für die leistungsorientierte Vergütung. Er definiert den Geldbetrag, der für jede Leistungseinheit gezahlt wird: sei es für ein produziertes Stück, eine erledigte Aufgabe oder eine eingesparte Zeiteinheit.

Die Berechnung des Akkordrichtsatzes folgt einer klaren Logik:

Akkordrichtsatz = Vorgabezeit × Minutenfaktor

In der betrieblichen Praxis wird der Richtsatz häufig auf Basis von Zeitstudien festgelegt. Arbeitswissenschaftler beobachten und messen repräsentative Arbeitsabläufe. Sie erfassen Störungen und Wartezeiten und ermitteln die durchschnittliche Ausführungsdauer. Hinzu kommen Zuschläge für Erholungszeiten. Diese variieren abhängig von der körperlichen Belastung und den Umgebungsbedingungen.

  • Metallverarbeitung: Erholungszuschläge bei 12-15 Prozent
  • Gießereien: Zuschläge bis zu 25 Prozent wegen klimatischer Belastung
  • Feinmechanik: Geringere Zuschläge von 8-10 Prozent
  • Verpackung/Logistik: Mittlere Zuschläge von 10-12 Prozent

Die Höhe des Richtsatzes hat direkte Auswirkungen auf die Arbeitsintensität. Ein zu niedriger Satz zwingt Beschäftigte zu übermäßigem Arbeitstempo. Sie müssen schneller arbeiten, um einen akzeptablen Verdienst zu erzielen – mit entsprechenden Gesundheitsrisiken. Ein zu hoher Satz hingegen kann die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gefährden.

Tarifverträge legen in vielen Branchen Mindestakkordrichtsätze fest. Die IG Metall beispielsweise verhandelt regelmäßig Richtsätze, die eine angemessene Vergütung sicherstellen und gleichzeitig vor Überbelastung schützen sollen.

Akkordlohn Vorteile: Chancen für Unternehmen und Beschäftigte

Die leistungsorientierte Vergütung bietet sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer attraktive Vorzüge. Für Unternehmen steht die Produktivitätssteigerung im Vordergrund. Wenn die Vergütung direkt an die erbrachte Leistung gekoppelt ist, entsteht ein natürlicher Anreiz für effizientes Arbeiten.

Die verbesserte Planbarkeit ist ein weiterer Pluspunkt aus Unternehmenssicht. Die Vergütung steigt proportional zur produzierten Menge. Deshalb können Personalkosten pro Einheit präzise kalkuliert werden. Dies erleichtert die Angebotskalkulation, die Preisgestaltung und die Budgetplanung.

Vorteile für Unternehmen

  • Höhere Produktivität: Leistungsanreize steigern die Effizienz um 15-25 Prozent
  • Präzise Kalkulation: Personalkosten pro Einheit sind konstant und planbar
  • Reduzierter Kontrollaufwand: Selbstregulierung durch direkte Leistungsmessung
  • Flexible Anpassung: Reaktion auf schwankende Auftragslagen ohne hohe Fixkosten
  • Klare Kostentransparenz: Vereinfachte Angebotskalkulation

Vorteile für Beschäftigte

  • Einkommenssteigerung: Mehrverdienstzulagen von 20-40 Prozent sind üblich
  • Transparente Vergütung: Nachvollziehbare Zusammensetzung des Lohns
  • Unmittelbare Erfolgsmessung: Direkte Sichtbarkeit der eigenen Leistung
  • Klare Orientierung: Eindeutige Leistungsziele

In bestimmten Branchen wie der Textilindustrie, der Metallverarbeitung oder der Logistik hat sich diese Vergütungsform über Jahrzehnte bewährt. Allerdings setzt dies voraus, dass die Arbeitsbedingungen eine gesundheitsverträgliche Leistungserbringung ermöglichen.

Akkordlohn Nachteile: Risiken und Herausforderungen

Trotz der Vorteile birgt die leistungsorientierte Vergütung auch Risiken. Unternehmen und Beschäftigte müssen diese gleichermaßen beachten. Das größte Problem ist die potenzielle Gesundheitsgefährdung. Beschäftigte wollen ihr Einkommen durch höheres Arbeitstempo steigern und neigen dabei dazu, Sicherheitsvorschriften zu vernachlässigen und Pausen zu verkürzen.

Risikokategorie Konkrete Gefahr Präventionsmaßnahme
Gesundheit Verschleißerkrankungen, 20-30% höhere Unfallrate Regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen, arbeitsmedizinische Vorsorge
Psyche Dauerstress, Erschöpfung, Burnout-Risiko Realistische Leistungsvorgaben, verpflichtende Pausen
Qualität Nachlässigkeit, erhöhte Fehlerquote Parallel laufende Qualitätskontrollen
Teamarbeit Eingeschränkte Hilfsbereitschaft Team-Incentives, ausgewogene Zielsysteme

Die körperliche Überlastung ist eine häufige Folge. Monotone, repetitive Bewegungen bei hohem Tempo führen zu Verschleißerkrankungen des Bewegungsapparates. Rückenbeschwerden, Sehnenentzündungen und chronische Gelenkprobleme treten überproportional häufig auf.

Auch die psychische Belastung steigt. Der permanente Leistungsdruck erzeugt Stress, der sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirkt. Beschäftigte fühlen sich getrieben, ständig maximale Leistung zu erbringen. Diese Dauerbelastung erhöht das Risiko für Erschöpfungszustände und psychosomatische Erkrankungen.

Für ältere Arbeitnehmer oder Beschäftigte mit gesundheitlichen Einschränkungen stellt die leistungsorientierte Entlohnung eine besondere Herausforderung dar. Sie können mit jüngeren, fitteren Kollegen oft nicht mithalten und verdienen entsprechend weniger. Dies kann zu Frustration und dem Gefühl der Ungerechtigkeit führen.

Zeitakkord: Vergütung nach benötigter Arbeitszeit

Der Zeitakkord stellt eine spezifische Ausprägung der leistungsorientierten Entlohnung dar. Hier dient nicht die Stückzahl, sondern die benötigte Zeit als Berechnungsgrundlage. Beschäftigte erhalten einen festen Geldbetrag pro eingesparter Zeiteinheit. Je schneller eine Aufgabe erledigt wird, desto höher fällt die Vergütung aus.

Die Funktionsweise ist klar strukturiert: Für jede Arbeit wird eine Vorgabezeit definiert. Wird diese unterschritten, erhält der Beschäftigte zusätzlich zum Grundakkordlohn eine Prämie für die eingesparte Zeit. Wird die Vorgabe überschritten, bleibt das Einkommen auf dem Niveau des Grundlohns.

Beispielrechnung:

Ein Mechaniker erhält für die Reparatur einer Bremse eine Vorgabezeit von 90 Minuten. Der Minutenfaktor beträgt 0,40 Euro. Benötigt er nur 70 Minuten, erhält er die Vergütung für die volle Vorgabezeit von 90 Minuten – also 36 Euro. Die 20 Minuten Zeitersparnis kann er für weitere Aufträge nutzen und so sein Gesamteinkommen steigern.

Der Zeitakkord wird häufig in der Automobilwerkstatt, im Baugewerbe und in der Instandhaltung eingesetzt. Dort variieren die Arbeitsaufgaben stark. Eine pauschale Stückzahlvorgabe wäre unpraktisch. Die zeitbasierte Methode ermöglicht eine faire Vergütung auch für komplexe, individuelle Tätigkeiten.

Die Zeiterfassung spielt beim Zeitakkord eine zentrale Rolle. Moderne Systeme erfassen Beginn und Ende jeder Tätigkeit präzise und ordnen die Zeiten den entsprechenden Vorgabewerten zu.

Geldakkord: Direkte Vergütung pro Leistungseinheit

Der Geldakkord ist die direkteste Form der leistungsorientierten Entlohnung. Für jede produzierte Einheit oder erledigte Arbeitsaufgabe wird ein fester Geldbetrag gezahlt. Die Berechnung ist einfach: Stückzahl multipliziert mit dem Stücksatz ergibt den Verdienst.

Die Methode eignet sich optimal für repetitive Tätigkeiten, bei denen die einzelnen Arbeitsschritte klar definiert sind. Typische Anwendungsbereiche sind die Montage in der Elektroindustrie, die Konfektionierung in der Lebensmittelproduktion oder das Verpacken in der Logistik.

Die Kalkulation des Stücksatzes erfolgt auf Basis der Vorgabezeit und des Minutenfaktors. Ein Beispiel: Für die Montage eines Bauteils wird eine Vorgabezeit von 4 Minuten ermittelt. Bei einem Minutenfaktor von 0,35 Euro beträgt der Stücksatz 1,40 Euro. Ein Mitarbeiter, der in einer Schicht 100 Bauteile montiert, erhält dafür 140 Euro.

Der Grundakkordlohn stellt sicher, dass auch bei geringerer Produktivität ein Mindesteinkommen garantiert ist, etwa bei Maschinenausfällen oder Materialengpässen. Er liegt typischerweise 10 bis 15 Prozent über dem vergleichbaren Zeitlohn.

Minutenfaktor: Die Grundlage der Akkordlohn-Kalkulation

Der Minutenfaktor ist eine zentrale Rechengröße in der Akkordlohn-Berechnung. Er definiert, welcher Geldbetrag für jede Minute Arbeit gezahlt wird. Die Ermittlung ist mathematisch einfach:

Minutenfaktor = Stundenlohn ÷ 60 Minuten

Bei einem Stundenlohn von 21 Euro ergibt sich ein Minutenfaktor von 0,35 Euro. Diese Umrechnung ermöglicht es, zeitbasierte Vorgaben direkt in Geldwerte zu übersetzen. Wenn für eine Tätigkeit eine Vorgabezeit von 8 Minuten gilt, beträgt die Vergütung bei einem Minutenfaktor von 0,35 Euro genau 2,80 Euro pro Arbeitsgang.

In der betrieblichen Praxis wird der Minutenfaktor aus dem Akkordgrundlohn berechnet. Dieser liegt üblicherweise über dem normalen Zeitlohn, da die leistungsorientierte Arbeit höhere Anforderungen stellt. Ein Zuschlag von 10 bis 20 Prozent ist branchenüblich.

Die korrekte Anwendung des Minutenfaktors erfordert präzise Vorgabezeiten. Diese werden durch Arbeitsstudien ermittelt. Zu den reinen Ausführungszeiten kommen Zuschläge für Erholung, persönliche Bedürfnisse und sachliche Verteilzeiten.

Stückakkord: Klassische Mengenleistung in der Produktion

Der Stückakkord ist die klassische und am weitesten verbreitete Form der leistungsorientierten Vergütung. Bei dieser Methode richtet sich das Entgelt ausschließlich nach der Anzahl der produzierten Einheiten. Jedes fertiggestellte Stück wird mit einem festen Geldbetrag vergütet. Unabhängig davon, wie viel Zeit dafür aufgewendet wurde.

Die Anwendungsgebiete sind vielfältig. In der Textilindustrie werden genähte Kleidungsstücke gezählt, in der Elektronikfertigung montierte Baugruppen, in der Landwirtschaft geerntete Kisten und in der Logistik kommissionierte Pakete.

Die Berechnung ist denkbar einfach: Produzierte Stückzahl multipliziert mit dem Stücksatz ergibt den Akkordverdienst. Hinzu kommt der Grundakkordlohn als Mindestvergütung. Ein Beispiel: In einer Näherei beträgt der Stücksatz für ein T-Shirt 1,20 Euro. Eine Näherin, die 80 T-Shirts pro Tag fertigt, erhält dafür 96 Euro. Zusammen mit dem Grundakkordlohn von 60 Euro kommt sie auf einen Tagesverdienst von 156 Euro.

Ein wesentlicher Vorteil des Stückakkords ist die unmittelbare Erfolgsmessung. Beschäftigte sehen sofort, wie viele Einheiten sie produziert haben und welcher Verdienst daraus resultiert. Diese direkte Rückmeldung kann motivierend wirken und die Arbeitseffizienz steigern.

Allerdings birgt der Stückakkord auch erhebliche Risiken. Die ausschließliche Fokussierung auf Quantität kann zu Qualitätsproblemen führen. Unternehmen müssen deshalb parallel ein rigoroses Qualitätsmanagement implementieren.

Fazit: Akkordlohn zwischen Produktivität und Mitarbeiterschutz

Akkordarbeit bleibt eine wirtschaftlich sinnvolle Vergütungsform für bestimmte Branchen und Tätigkeiten. Die direkte Kopplung von Leistung und Vergütung steigert die Produktivität, verbessert die Kostenkalkulation und bietet Beschäftigten die Chance auf überdurchschnittliche Verdienste. Besonders in der industriellen Fertigung, im Handwerk und in der Logistik hat sich dieses Modell über Jahrzehnte bewährt.

Die erfolgreiche Umsetzung setzt jedoch präzise Berechnungen und sorgfältige Arbeitsorganisation voraus. Unternehmen müssen realistische Vorgabezeiten definieren, faire Akkordrichtsätze kalkulieren und die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Arbeitszeitgesetzes einhalten. Ohne fundierte Arbeitsstudien nach REFA-Standard und eine lückenlose Zeiterfassung drohen rechtliche Konflikte und betriebswirtschaftliche Fehlkalkulationen.

Der größte Risikofaktor liegt in der Gesundheitsgefährdung der Beschäftigten. Permanenter Leistungsdruck, monotone Bewegungsabläufe und die Vernachlässigung von Pausen führen zu körperlichen Verschleißerscheinungen und psychischer Belastung. Arbeitgeber tragen hier besondere Verantwortung: Sie müssen Arbeitsschutzmaßnahmen konsequent durchsetzen, regelmäßige Gesundheitschecks anbieten und bei den ersten Anzeichen von Überlastung gegensteuern.

Die Mitbestimmung des Betriebsrats und tarifvertragliche Regelungen spielen eine zentrale Rolle beim Schutz der Beschäftigten. Sie stellen sicher, dass Akkordsätze nicht zu Lasten der Gesundheit festgelegt werden und eine angemessene Grundvergütung garantiert bleibt.

Moderne Zeiterfassungssysteme unterstützen Unternehmen dabei, Akkordlöhne transparent und fehlerfrei zu berechnen. Sie dokumentieren Arbeitszeiten lückenlos, ordnen Leistungen präzise zu und schaffen Nachvollziehbarkeit für beide Seiten. Diese technische Unterstützung reduziert Abrechnungsfehler und erleichtert die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorgaben erheblich.

Akkordarbeit funktioniert dann, wenn Unternehmen Produktivitätsziele und Mitarbeiterschutz gleichermaßen ernst nehmen. Die Vergütungsform erfordert eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, die wirtschaftliche Interessen mit der Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten in Einklang bringt.

FAQ

Was ist Akkordarbeit und wie funktioniert sie?

Akkordarbeit ist eine leistungsorientierte Vergütungsform, bei der sich das Gehalt nach der erbrachten Arbeitsleistung richtet, nicht nach der reinen Arbeitszeit. Die Bezahlung erfolgt entweder nach produzierten Stückzahlen (Stückakkord), nach eingesparter Zeit (Zeitakkord) oder nach einem festen Geldbetrag pro Einheit (Geldakkord). Grundlage ist immer eine definierte Normalleistung, die ein durchschnittlich geübter Beschäftigter unter normalen Bedingungen erbringen kann. Zusätzlich zum leistungsabhängigen Verdienst wird ein Grundakkordlohn gezahlt, der die Mindestvergütung sicherstellt.

Wie wird der Akkordlohn berechnet?

Die Berechnung folgt der Formel: Akkordlohn = Grundakkordlohn + (Akkordrichtsatz × erbrachte Leistung). Der Akkordrichtsatz ergibt sich aus der Vorgabezeit multipliziert mit dem Minutenfaktor. Der Minutenfaktor wird aus dem Stundenlohn abgeleitet (Stundenlohn geteilt durch 60 Minuten). Beispiel: Bei einem Stundenlohn von 21 Euro beträgt der Minutenfaktor 0,35 Euro. Liegt die Vorgabezeit bei 5 Minuten pro Stück, ergibt sich ein Akkordrichtsatz von 1,75 Euro pro produzierter Einheit.

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten für Akkordarbeit?

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) erlaubt bei Akkordarbeit unter bestimmten Voraussetzungen eine tägliche Arbeitszeit von bis zu zehn Stunden, sofern innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden nicht überschritten werden. In Betrieben mit Betriebsrat besteht ein Mitbestimmungsrecht bei der Festlegung von Akkordsätzen und Leistungsvorgaben. Tarifverträge legen häufig Mindestakkordlöhne fest, die zwingend eingehalten werden müssen. Der Arbeitgeber trägt die Fürsorgepflicht und muss sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen eine gesundheitsgerechte Leistungserbringung ermöglichen.

Was sind die Vor- und Nachteile von Akkordarbeit?

Vorteile: Höhere Produktivität (15-25% Steigerung), Einkommenssteigerung für Beschäftigte (20-40% Mehrverdienstzulagen möglich), präzise Kalkulation der Personalkosten, transparente Vergütung und reduzierter Kontrollaufwand.

Nachteile: Erhöhte Gesundheitsrisiken (20-30% höhere Unfallrate), psychische Belastung durch permanenten Leistungsdruck, potenzielle Qualitätsverluste, Benachteiligung älterer oder gesundheitlich eingeschränkter Beschäftigter und beeinträchtigte Teamarbeit durch Fokus auf individuelle Leistung.

Wie unterscheiden sich Zeitakkord, Geldakkord und Stückakkord?

Beim Zeitakkord wird nach eingesparter Zeit vergütet: wer schneller arbeitet, erhält die Vergütung für die volle Vorgabezeit und kann die gewonnene Zeit für weitere Aufträge nutzen.

Beim Geldakkord gibt es einen festen Geldbetrag pro Leistungseinheit, unabhängig von der benötigten Zeit.

Der Stückakkord ist die direkteste Form: Jedes produzierte Stück wird mit einem festen Betrag vergütet, die Berechnung erfolgt durch Multiplikation von Stückzahl und Stücksatz. Zeitakkord eignet sich für variierende Tätigkeiten, Geld- und Stückakkord für standardisierte, repetitive Produktionsprozesse.

Wie kann Akkordarbeit rechtssicher und gesundheitsgerecht umgesetzt werden?

Für eine rechtssichere Umsetzung sind regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen, realistische Leistungsvorgaben basierend auf REFA-Zeitstudien, verpflichtende Pausenregelungen und arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen erforderlich. Die Arbeitszeiterfassung muss lückenlos dokumentiert werden, um die Einhaltung des ArbZG nachzuweisen. Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und regelmäßige Tätigkeitswechsel reduzieren einseitige Belastungen. Moderne Zeiterfassungssysteme wie ZEP unterstützen die transparente Abrechnung und ermöglichen die frühzeitige Erkennung kritischer Entwicklungen durch automatische Auswertungen.

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